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Druck und wie wir diesen positiv für uns nutzen können

Lesezeit: 8 Minuten

Die entscheidende Aktion im Spiel, die letzten 100m Sprint vor der Ziellinie, der Anlauf vor dem finalen Hochsprung, die Übergabe des Staffelstabs oder der ausschlaggebende Wurf in letzter Sekunde – Folgenreiche Momente, in denen vor allem Profi- oder Spitzensportler:innen immensen Druck verspüren. 
Druck, der allerdings häufig als positiv bewertet wird - als die eigentliche Motivation, warum es der Profisport geworden ist. Sportler:innen lernen, solche Drucksituationen aushalten zu können, diese sogar positiv für sich zu nutzen – was können wir von ihnen lernen? 

Zusammenfassung

In diesem Blogbeitrag geht es um das Thema Druck. Wann verspüren wir eigentlich Druck und wirkt dieser eher negativ oder doch positiv auf uns? 

Geht es um das Thema Druck, ist die Sportler:innen-Sicht interessant, befinden sich diese doch fast regelmäßig und freiwillig in Drucksituationen. Was können wir von ihnen lernen und was hat 'Flow' damit zu tun? 
Abschließend wird geklärt, ab wann Druck eher negativ auf uns wirkt und das dies sogar gesundheitliche Folgen haben kann. Wie sieht es gerade im Arzt-Beruf aus? Hier bestimmen äußere Faktoren die Druck-Belastung der Arbeitenden - wie kann sich hier geholfen werden? 

Wann verspüren wir Druck?

Die Wahrnehmung von Druck als das Gefühl, etwas leisten zu müssen, keine Fehler machen zu dürfen und vielleicht ein leichtes Angstgefühl wahrzunehmen betrifft uns alle mal mehr und mal weniger in verschiedenen Lebensbereichen. Druck ist an dieser Stelle eigentlich nichts anderes als Stress. Häufig empfinden wir die gleichen oder ähnliche Symptome: das Gefühl der Aufregung, eine erhöhte Herzfrequenz, Hitzewallungen und eine Verstärkung der Aufmerksamkeit.

Der Druck, etwas leisten zu müssen kommt meist von äußeren Erwartungen oder von Erwartungen, die wir an uns selbst richten. Ein starkes Verantwortungsbewusstsein oder -gefühl trägt ebenfalls zu subjektiv hohem Druck bei: Bin ich in diesem Moment dafür verantwortlich, ob ein Spiel oder Wettkampf gewonnen oder verloren wird, verspüre ich zum einen Druck, weil ich genau in diesem Moment eine große Verantwortung trage. Zum anderen, möchte ich die Fans, meine Mannschaftskamerad:innen und Angehörige nicht enttäuschen und meinem Anspruch an mich selbst gerecht werden. Alles Faktoren, die aus einem kleinen Moment, einem kleinen Zeitfenster eine druckreiche Situation für die handelende Person macht. 

Inwiefern kann Druck positiv sein?

All diese Emotionen, die durch Druck und damit durch Stress ausgelöst werden, klingen im ersten Moment eher negativ - warum also sollte man sich solchen Gedanken und Gefühlen aussetzen wollen?

Vor allem im Bereich des Sports werden genau solche Momente angesprochen, wenn es darum geht, warum man sich für den (Profi-)Sport entschieden hat.
Wird Druck als positiv bewertet, verhält es sich genauso wie mit positivem Stress – dem sogenannten Eustress. Im Blogartikel Stressmanagement kompakt haben wir bereits geklärt, warum Stress eine individuelle und subjektive Sache ist. Die Eigenbewertung der Situation spielt eine immense Rolle, ob wir diese als primär stressig erleben oder nicht.
Punktuelle Stressreaktionen, die durch das Empfinden von Druck ausgelöst werden, belasten den Körper zwar kurzfristig bis zu dessen Grenzen, fördern aber langfristig die Vitalität und Ausgeglichenheit der betroffenen Person. Diese kurze innere Anspannung kann Energien freisetzen, die wir sonst so nicht für unsere Leistung nutzen könnten. Gerade an Sportler:innen können wir diese positiven Effekte kurzzeitiger Druckmomente erkennen.

Was können wir von Sportler:innen lernen?

Sportler:innen haben häufig einen ganz besonderen Blick auf Drucksituationen – die folgenden Gedanken werden in diesem Zusammenhang häufig genannt:

Druck ist ein Privileg, dass ich mir erarbeitet habe

Druck hat auch immer etwas mit Verantwortung zu tun. Dir wird eine wichtige Aufgabe zugetraut. Ob es der entscheidende Elfmeter ist, eine wichtige Operation oder eine Rede - führe dir vor Augen, dass du dir diesen Druck selbst erarbeitet hast. Andere könnten an dieser Stelle stehen, aber du hast es tatsächlich geschafft. Du hast eine verantwortungsvolle Aufgabe in diesem Moment und auf diese hast du vielleicht auch hingearbeitet. Sich diesen Gedanken zu vergegenwärtigen kann dir einen riesigen Ansporn und Motivationsschub geben.

An Druck kann ich wachsen

Drucksituationen sind herausfordernd und genau an diesen Herausforderungen können wir wachsen. Wir lernen, was wir eigentlich leisten können und fühlen uns kompetent und stark, wenn wir Herausforderungen lösen konnten. Unser Selbstbewusstsein wird dadurch gesteigert – kommen wir wieder in die gleiche oder in eine ähnliche Situation, wird uns diese diesmal vielleicht weniger Angst bereiten.

Endlich kann ich zeigen was ich kann

In Drucksituationen geht es um etwas, sie sind meistens geplant und fordern unsere volle Aufmerksamkeit. Oftmals haben wir darauf hintrainiert, uns Kenntnisse angeeignet, studiert oder wurden extra hierfür ausgebildet. In einer solchen Situation können wir endlich zeigen, was wir können und uns unsere Kompetenzen vergegenwärtigen.

Wenn ich in der Drucksituation bin, komme ich in einen Flow-Zustand

Meistens ist es so, dass wir Tage vor unserer herausfordernden Aufgabe oder kurz davor den größten Druck verspüren. Sind wir erstmal in der Situation angekommen, verfallen wir meistens in einen Flow. Gerade dann, wenn es zwar eine Aufgabe ist, die eine hohe Verantwortung mit sich bringt, aber auch, wenn wir eigentlich wissen, dass wir diese leisten können. Gerade im Sport spielt der Flow-Zustand eine große Rolle.

Exkurs: Flow-Zustand

Ein gewisser Grad an Druck fördert das Flow-Erleben und macht zufriedener. Doch was ist mit Flow eigentlich gemeint?

Den Flow-Zustand erreichen wir meistens dann, wenn wir zwar in einer Druck- oder Stresssituation sind, wir diese aber in der Regel unter Kontrolle haben. Das bedeutet wiederum, dass uns die Tätigkeit an sich weder über- noch unterfordert und wir bei jedem Schritt wissen, was wir zu tun haben. Unsere Konzentration richtet sich vollkommen auf den gegenwärtigen Moment. Oftmals merken wir während des Flows nicht einmal, wie die Zeit vergeht – wir können diese nicht mehr einschätzen, weil wir uns in der eigentlichen Tätigkeit verlieren. Unterbrechungen können den Flow-Zustand auflösen, dann benötigen wir wieder Zeit, um hineinzufinden.
Je besser wir eine Tätigkeit beherrschen, desto eher kommen wir in den Flow.

Unsere Leistung und Kreativität werden durch das Flow-Erleben besonders positiv beeinflusst. Oftmals kommen wir gerade in stressrelevanten Situationen in einen Flow – hier spielt allerdings die Dosis eine immense Rolle. Ein gewisses Maß an Druck durch herausfordernde Aufgaben oder das Gefühl der Verantwortung fördert den Flow. Wird unser Stressempfinden allerdings zu stark, behindert das den Flow.

 

Die Gefahr des anhaltenden Drucks

Bei allen positiven Resultaten, die ein kurzzeitig hohes Stresslevel durch verspürten Druck mit sich bringen kann, gilt es auch die negative Seite zu beleuchten.

Gerade im Bereich des Sports wird deutlich, dass auch hier immer mehr Athlet:innen an Burnout leiden, der Druck zu viel wird und schließlich deshalb auch das Karriereaus droht. Gerade (Profi-)Sportler werden häufig für ihre Stressresistenz bewundert und ihre Einstellung, den verspürten Druck positiv für sich zu nutzen. Doch auch hier gibt es Grenzen.

 

Ab wann wird Druck zu einer negativen und gesundheitsschädlichen Sache?

Druck kann uns immer dann motivational und konzentrationsfördernd helfen, wenn dieser kurzzeitig auf uns einwirkt bzw. dann, wenn wir ihn kurzzeitig spüren. Wichtig ist es, nach getaner Arbeit entspannen zu können. Nur mit entsprechender Erholung bleiben wir leistungsfähig und fit. Nur dann kann Druck positiv auf unsere Leistungsfähigkeit und Gesundheit wirken. Die innere Anspannung setzt Energien frei und lässt uns neue Herausforderungen angehen – können wir die Anspannung danach aber nicht abbauen, ist die Gefahr groß, in Dauerstress zu verfallen. Auf Energieaufbau muss die Energieentladung folgen.

Außerdem ist die Bewertung der Situation hier wieder bedeutend dafür, dass uns diese zwar kurzzeitig in Alarmbereitschaft versetzt, danach aber ein Gefühl der Entspannung folgt. Wichtig ist, dass die Aufgabe uns zwar herausfordert, wir uns aber eigentlich im Klaren sind, dass wir diese tatsächlich lösen können.

Druck in der Arbeitswelt

Wie die oben aufgeführten Gedanken zeigen, kommt es gerade in der Arbeitswelt auf die Dosis der stressinduzierten Aufgaben an, sowie auf die subjektive Bewertung dieser. Sind wir häufig in einer Art Flow, führt dies zu einer positiveren Einstellung gegenüber der eigenen Arbeit. Wichtig ist dabei allerdings die regelmäßige Einhaltung von Pausen – die Balance macht’s. Nur wer erholt in den Tag startet, kann das volle ‚Flow-Potential‘ abrufen.

Betrachten wir den Arztberuf, gibt es einige Aufgaben, die ‚Flow-Potential‘ haben. Gerade wenn wir an Operationen oder ähnliche Herausforderungen denken, in denen volle Konzentration gefordert wird. Mit Sicherheit würden auch die meisten Ärt:innen davon berichten, dass sie diesen während ihrer Arbeitszeit häufig erleben. In kaum einem anderen Beruf wird so viel Verantwortung getragen – jede Entscheidung kann gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen. An dieser Stelle ist die Bewertung der Verantwortung und der damit einhergehende Druck bedeutend. Für die einen gibt dies zusätzliche Motivation – andere brechen unter diesem Druck langfristig zusammen. Das Problem im Arztberuf liegt vor allem darin, dass Mediziner:innen immer mehr Aufgaben abverlangt werden, die sie zum einen im Studium nicht erlernt haben. Zum anderen werden diese Aufgaben zwischen Operationen, Sprechstunden, Visite etc. gelegt, sodass Pausen Seltenheitswert haben. Diese Aufgaben sind beispielsweise Führungsaufgaben, Dokumentationsaufgaben, Verwaltungsaufgaben und ständige Veränderungen im Gesundheitswesen. An dieser Stelle ist die Gefahr groß, an die eigenen Grenzen zu

stoßen. Wie oben beschrieben, kann Stress nur dann positiv sein, wenn dieser phasenweise auf uns einwirkt und wir daraufhin die Möglichkeit haben, das Geleistete zu verarbeiten. Außerdem muss klar sein, dass die Möglichkeit besteht, dass die Aufgabe gemeistert werden kann. Beide Faktoren sind aus dem Blickwinkel eines Arztes oder einer Ärztin nicht unbedingt gegeben.

 

Wie sieht es mit Druck unter Mediziner:innen aus?

Betrachten wir den Arztberuf, gibt es einige Aufgaben, die ‚Flow-Potential‘ haben. Gerade wenn wir an Operationen oder ähnliche Herausforderungen denken, in denen volle Konzentration gefordert wird. Mit Sicherheit würden auch die meisten Ärzt:innen davon berichten, dass sie diesen während ihrer Arbeitszeit häufig erleben. In kaum einem anderen Beruf wird so viel Verantwortung getragen – jede Entscheidung kann gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen. An dieser Stelle ist die Bewertung der Verantwortung und der damit einhergehende Druck bedeutend. Für die einen gibt dies zusätzliche Motivation – andere brechen unter diesem Druck langfristig zusammen. Das Problem im Arztberuf liegt vor allem darin, dass Mediziner:innen immer mehr Aufgaben abverlangt werden, die sie zum einen im Studium nicht erlernt haben. Zum anderen werden diese Aufgaben zwischen Operationen, Sprechstunden, Visite etc. gelegt, sodass Pausen Seltenheitswert haben. Diese Aufgaben sind beispielsweise Führungsaufgaben, Dokumentationsaufgaben, Verwaltungsaufgaben und die ständigen Veränderungen im Gesundheitswesen. An dieser Stelle ist die Gefahr groß, an die eigenen Grenzen zu stoßen. Wie oben beschrieben, kann Stress nur dann positiv sein, wenn dieser phasenweise auf uns einwirkt und wir daraufhin die Möglichkeit haben, das Geleistete zu verarbeiten. Außerdem muss klar sein, dass die Möglichkeit besteht, dass die Aufgabe gemeistert werden kann. Beide Faktoren sind aus dem Blickwinkel eines Arztes oder einer Ärztin nicht unbedingt gegeben.

 

Wie schaffe ich es trotzdem, Druck positiv für mich zu nutzen?

Gerade dann, wenn es durch äußere Gegebenheiten nicht einfach ist, zwischen Drucksituationen abschalten zu können oder negative Gefühle und Bewertungen vorherrschen, kann es sinnvoll sein, an der eigenen Stressresistenz zu arbeiten. Wenn dies alleine nicht gelingt, kann Coaching unterstützend wirken und helfen, die eigenen Gedanken zu sortieren, Lösungsstrategien zu finden und sich gerade in diesen Gebieten weiterzuentwickeln, in denen man sich noch unsicher fühlt. Denn nur wenn wir uns bzgl. anstehender Herausforderungen kompetent und handlungsfähig fühlen, können wir Druck positiv nutzen. Gerade dann, wenn es schwer ist, die äußeren Gegebenheiten zu ändern, hilft es, an der eigenen Haltung zu arbeiten. 

Fazit

Druck ist eine tückische Sache. Zum einen brauchen wir ihn, um motiviert zu bleiben, damit wir uns nicht langweilen und damit wir das Gefühl haben, gebraucht zu werden, Verantwortung übernehmen zu müssen. Wird uns der Druck zu viel, können sich die positiven Faktoren schnell in negative Faktoren umwandeln und uns langfristig krank machen. Gerade was die Einstellung bzgl. anstehender Herausforderungen betrifft, können wir uns ein Beispiel an Sportler:innen nehmen - sie nutzen Herausforderungen häufig als Motivationsschub und Antreiber. Doch auch hier gilt es, regelmäßig Pausen einzuhalten und das körpereigene System zur Ruhe kommen zu lassen. 

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Vanessa Lippert

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