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Der innere Antreiber: Mach es alles Recht!

Lesezeit: 8 Minuten

Der innere Antreiber ‚Mach es allen Recht‘ lässt dich auf andere sehr positiv und unterstützend wirken. Doch wie wirkt er auf dich? Überwiegt der positive oder negative Eindruck?

Zusammenfassung

Zunächst wird der Begriff ‚Innere Antreiber‘ nochmal geklärt bevor es konkret um den Antreiber ‚Mach es alles recht‘ bzw. ‚Pass dich an‘ geht. Was bedeutet es, wenn genau dieser Antreiber bei mir sehr ausgeprägt ist? Außerdem wird beschrieben, was positiv am inneren Antreiber ‚Pass dich an‘ ist und welche negativen Dinge er mit sich bringt. Warum genau dieser Antreiber eine Stressfalle ist, wie du diese umgehen kannst und was sogenannte ‚Erlauber‘ damit zu tun haben - genau darum geht es am Ende des Blogartikels.

Was sind innere Antreiber?

Im Blogartikel „Burnout durch innere Antreiber – kann uns Burnout anerzogen werden?“ lernten wir bereits die fünf bekannten Antreiber kennen:

  1. Mach es allen Recht!
  2. Sei stark!
  3. Streng dich an!
  4. Mach schnell!
  5. Sei perfekt!

Diese Antreiber sind bei jedem von uns mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt. Innere Antreiber sind Muster und Gedanken, die unsere Wahrnehmung prägen. Sie treiben uns außerdem an, Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun. In unserer Kindheit wird schon die Grundlage dafür gelegt, welche Antreiber für unser Leben und unsere Entscheidungen später mal dominant sein werden und welche weniger. Oftmals sind wir uns dessen gar nicht bewusst, obwohl es dieses Bewusstsein häufig dabei helfen würde, Verhaltensweisen und Denkmuster unserer selbst besser verstehen zu können. Es kann uns außerdem vor Stress und negativen Gedanken schützen, wenn wir uns unseren inneren Antreibern bewusst sind.

In unserer Themenreihe der Antreiber werden wir jeden Einzelnen der fünf Antreiber näher erläutern und dabei helfen zu verstehen, was dieser Antreiber in mir auslösen kann, wenn dieser dominant für meine Verhaltensweisen und Denkmuster wirkt.

Wir beginnen mit dem inneren Antreiber ‚Mach es allen Recht!‘ bzw. ‚Pass dich an!‘

„Wie du magst“ – wie oft sagst du diesen Satz im Alltag, wenn Entscheidungen anstehen oder wenn jemand nach deiner Meinung fragt? Menschen mit einem dominanten ‚Pass dich an‘-Antreiber werden daran erkannt, dass sie Sätze wie diesen sehr häufig sagen. Wenn es um Entscheidungen geht, werden erst die Bedürfnisse der anderen beteiligten Personen abgefragt – genau die Person zu sein, die entgegen der Mehrheit ihren Wunsch äußern würde, ist für Menschen mit einem ausgeprägten ‚mach es allen Recht‘-Antreiber eine schlimme Vorstellung. Möchten alle Pizza zum Abendessen, du aber eigentlich auf asiatisch, äußerst du dieses Bedürfnis mit diesem aktiven Antreiber nicht. Ist dir eigentlich kalt, die Anderen möchten aber noch draußen sitzen bleiben, würdest du dies nicht von dir aus äußern. Baust du häufig ein ‚vielleicht‘ in deine Sätze ein? – auch das ist ein Anzeichen dafür, dass der Antreiber ‚Pass dich an‘ sehr aktiv bei dir zu sein scheint.

Was macht Menschen mit diesem inneren Antreiber aus?

Menschen, bei denen der beschriebene Antreiber dominant auftritt, werden häufig als harmoniebedürftig bezeichnet. Eine gewisse Konfliktscheu und das Vernachlässigen der eigenen Bedürfnisse sind typisch für Menschen mit diesem Antreiber. Sie werden in der Regel als sehr empathisch empfunden, da sie die Bedürfnisse und Wünsche der Freunde oder Bekannte berücksichtigen und sich häufig schon merken, welche Dinge für diese besonders wichtig sind, um bei gemeinsamen Entscheidungen direkt ‚richtig zu liegen‘. Außerdem dominieren zustimmende Gesten die Kommunikation von ‚Pass dich an‘-Angetriebenen.

Positive Eigenschaften des Antreibers

Wie schon beschrieben sind Menschen mit diesem aktiven Antreiber sehr harmoniebedürftig und empathisch. Sie können uns sehr viel Kraft durch Zustimmung und Bedürfnisorientierung geben. Oftmals fühlen wir uns unter ihnen sehr wohl und wertschätzend behandelt. Mit ihnen kommen logischerweise nicht sehr häufig Konflikte auf – Teamfähigkeit und eine hohe Kompromissbereitschaft sind außerdem eher positive Eigenschaften von ‚Mach es allen recht‘-Angetriebenen. Obwohl wir es ihnen häufig unterstellen: Menschen mit aktivem ‚Mach es allen Recht‘-Antreiber sind nicht weniger stark. Auch sie können einen sehr starken Charakter und eine starke Meinung haben. Sie ordnen diese nur in der Regel unter und empfinden das Wohlbefinden und die Bedürfnisse Anderer als wichtiger.

Negative Eigenschaften bzw. Nachteile des ‚Pass dich an‘-Antreibers

Die genannten positiven Eigenschaften des beschriebenen Persönlichkeitstypen beziehen sich bei genauerem Hinsehen eher auf die Menschen, die mit solchen in einer Beziehung stehen oder in Kontakt mit diesen treten. Auf die Persönlichkeiten selbst, können die genannten Eigenschaften natürlich auch negativ wirken. Die eignen Bedürfnisse immer hinter die von anderen zu stellen ist auf Dauer sehr belastend für die eigene mentale Stärke. Sich selbst kann man dadurch nur schwer ausleben. Ist der Antreiber sehr stark ausgeprägt wird in der Regel schon gar nicht mehr darüber nachgedacht, was in der entsprechenden Situation jetzt eigentlich die eigene Meinung ist oder welche Bedürfnisse man selbst in der Situation hat. Ständiges Unterordnen nagt am Selbstbewusstsein und sorgt häufig für Frust, der sonst nicht entstehen würde. Wird die eigene Meinung nicht mitgeteilt, so können beteiligte Personen diese auch nicht berücksichtigen. Es wird also keine Rücksicht genommen, obwohl man selbst immer Rücksicht nimmt – es entstehen Ärger, Frust und Missverständnisse.

Der ‚Pass dich an‘ – Antreiber als Stressfaktor

Der angesprochene Antreiber ist ein wahrer Krafträuber, wenn er stark ausgeprägt ist. Unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und dabei die aller anderen um uns herum ist unmöglich. Das stetige Versuchen, dies zu schaffen, raubt immens viel Kraft – wer die leidtragende Person ist wird schnell klar. Mit einem aktiven Antreiber übernehmen wir die Verantwortung für andere, versuchen deren Probleme zu lösen und können nur schwer Wünsche abschlagen. All dies führt schnell zu Überforderung und Stress – vor allem dann, wenn die eigenen Bedürfnisse, wie Ruhe- und Regenerationszeiten hintenangestellt werden.

Emotionaler Stress resultiert überwiegend daraus, dass Menschen mit einem dominanten Antreiber vergessen, dass andere vielleicht nicht so harmoniebedürftig und kompromissbereit sind wie sie und ihre eigenen Bedürfnisse nicht hintenanstellen. Da Personen mit einem aktiven Antreiber selbst vor allem die Wünsche der anderen berücksichtigen, kommt irgendwann der Eindruck auf, dass dem Umfeld die eigenen Bedürfnisse egal sind. Wenn ‚Mach es allen recht‘-Angetriebene ihre Bedürfnisse nicht äußern, so kann auch niemand darauf eingehen – emotionaler Stress ist vorprogrammiert.

Wie kann ich mit dem inneren Antreiber umgehen, ohne in Stress zu verfallen?

Es wichtig, mit dem Antreiber ‚Mach es allen Recht‘ oder ‚Pass dich an‘ umgehen zu können, um die mentale und physische Gesundheit schützen zu können. Im ersten Schritt ist es wie immer wichtig, den Antreiber im Alltag zu erkennen. Sich selbst bewusst darüber zu werden wie oft und in welchen Situationen sich der Antreiber zeigt, hilft dabei zu erkennen, wann dieser Stress in mir auslöst. Versuche deine Sprache zu überprüfen: Wie häufig fügst du ein ‚vielleicht‘ oder ‚eigentlich‘ in deine Sätze ein, nur um nichts Falsches zu sagen und deine Bedürfnisse damit zu entkräften? Warum tust du bestimmte Dinge nicht, obwohl sie dir wichtig sind? Würdest du das, was du gerade tust auch dann so tun, wenn es nur nach dir ginge? – Solche Reflexionsfragen helfen, auch mal aus dem Muster auszubrechen, die Perspektive zu wechseln.

Es ist natürlich einfach zu sagen: „Brich einfach mal aus deinen Mustern aus und sag doch auch mal klar deine Meinung, auch wenn es nicht die der anderen im Raum ist!“ oder „Sag doch öfter mal ‚nein‘!“. Je ausgeprägter der Antreiber ist, desto schwieriger ist es aus dem Trott auszubrechen und sich selbst öfter mal etwas Gutes zu tun. Gerade das ‚Nein-Sagen‘ ist eines der ersten Dinge, die man üben kann. Mache ich etwas nur, um anderen einen Gefallen zu tun, obwohl ich für mich schon etwas anderes vorhatte, so ist ein ‚Nein‘ immer ein ‚Ja‘ für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse.

Sind ‚Erlauber‘ die Lösung?

Innere Antreiber sind wie schon beschrieben nichts anderes als Glaubenssätze, die uns in der Regel schon während unserer Kindheit beigebracht wurden. Diese Glaubenssätze können wir mit etwas Übung durch sogenannte ‚Erlauber‘ beeinflussen. Diese helfen uns dabei, den Erwartungsdruck zu mindern. Wichtig ist es, diese in den eigenen Alltag zu integrieren. Schreibe sie zum Beispiel auf kleine Post-it’s und klebe sie an wichtige Plätze in der Wohnung oder gewöhne es dir an, diese für dich leise durchzugehen, wenn eine kritische Situation ansteht. Mögliche ‚Erlauber‘ können sein:

  • „Es muss mich nicht jeder mögen.“
  • „Ich darf Nein sagen.“
  • „Meine Meinung ist wichtig.“
  • „ich darf mir Zeit für mich nehmen und in dieser machen was ich möchte.“

 

Dies sind nur Beispiele – du kannst dir deine eigenen ‚Erlauber‘ überlegen, die dich daran erinnern sollen, an dich selbst zu denken.

Ist der Antreiber so stark ausgeprägt, dass du diesen zwar erkennst, deine Verhaltensmuster aber nicht auflösen kannst oder du einfach nur darüber reden möchtest, kannst du mit einem Coach darüber reden. Coaching kann neue Perspektiven eröffnen und dich darin bestärken, deine Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen.

Fazit

Antreiber sind Teil unserer Identität und Persönlichkeit. Alle Antreiber helfen uns dabei, Aufgaben mit einer gewissen Motivation anzugehen. Sie können uns allerdings auch negativ beeinflussen, wenn sie stark ausgeprägt sind. Es hilft immer, sich der eigenen Antreiber bewusst zu werden, um diese und die Wirkung dieser auf unser Verhalten einschätzen zu können. Merkst du dabei, dass dich ein Antreiber mehr negativ als positiv beeinflusst, solltest versuchen diesen etwas entgegenzuwirken – auch mal aus dem System auszubrechen. Ist dein Antreiber sehr stark ausgeprägt kann ein Coaching hilfreich sein, um den Perspektivwechsel einzuleiten.

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Vanessa Lippert

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