‚Nur die harten kommen in den Garten‘ – ein Satz, den Menschen wohl häufig in ihrer Kindheit gehört haben, die vom Sei stark-Antreiber auch heute noch stark geprägt sind. Das Gefühl, keine Schwäche zeigen zu dürfen, für andere und sich selbst immer standhaft sein zu müssen und Emotionen hinten anstellen zu können. Diese Eigenschaften machen Personen aus, die einem dominanten Sei stark-Antreiber ausgesetzt sind.
Auch dieser Antreiber bringt natürlich positive Eigenschaften mit sich. Klar ist aber auch, dass das Gefühl, für sich selbst und vor allem für andere stark sein zu müssen, an den Kraftreserven einer Person zehren kann.
Was sind innere Antreiber?
Das Phänomen der inneren Antreiber hast du bereits in unseren letzten Blogbeiträgen kennengelernt. Sie setzen sich aus unseren Glaubenssätzen zusammen und werden durch unsere Kindheit, unsere Erziehung und Erfahrungen geprägt. Antreiber sind immer mehr oder weniger ausgeprägt. Je nachdem, wie stark diese in unserem Denken ausgeprägt sind, entscheidet es sich, wie sehr wir unser Verhalten nach diesen richten. Sie haben immer positive, aber auch negative Aspekte, welche sich in unserem Verhalten widerspiegeln können. Insgesamt gibt es fünf innere Antreiber, welche von Taibi Kahler 1977 zu einem Modell entwickelt wurden:- Mach es allen Recht!
- Streng dich an!
- Sei perfekt!
- Sei schnell!
- Sei stark!
Die Bedeutung des Antreibers Sei stark
Machst du Dinge lieber mit dir allein aus, ohne mit anderen über deine Probleme zu reden oder bittest du nur ungern um Hilfe, wenn du vor Herausforderungen stehst? Wenn ja, sind dies typische Anzeichen dafür, dass der Antreiber Sei stark bei dir ausgeprägt ist. Er charakterisiert sich dadurch, dass Emotionen nur sehr ungern gezeigt werden. Probleme werden hartnäckig und meist allein angegangen und der eigene Standpunkt während Diskussionen bis zum Ende verteidigt, auch wenn die Meinung nicht die der Mehrheit betrifft. Der Antreiber ist meist dann stark ausgeprägt, wenn wir in der Kindheit schon dazu aufgefordert wurden, unsere Gefühle nicht so stark zu zeigen oder sich ‚zusammenzureißen‘. Sei stark-Angetriebene zeichnen sich durch eine hohe Hartnäckigkeit aus, sie bleiben auch dann an einer Aufgabe dran, wenn sie unangenehm wird und werden häufig als sehr Durchsetzungsstark wahrgenommen.Was macht Menschen mit diesem inneren Antreiber aus?
Menschen mit einem ausgeprägten Antreiber wirken häufig sehr verschlossen und unnahbar. Diese Wahrnehmung rührt vor allem daher, dass solche Personen nur selten Gefühle zeigen und Schwächen nur selten bist gar nicht zugeben. Sie können nur schwer Hilfe annehmen und verlangen auch nicht oft danach. Dadurch wirken sie häufig sehr selbstbewusst – sie werden oftmals als der ‚Fels in der Brandung‘ wahrgenommen, da sie sich zumindest offensichtlich nicht schnell aus der Ruhe bringen lassen. Viele dieser Eigenschaften beruhen auf Wahrnehmungen von Außenstehenden. Wie es im Innenleben dieser Menschen aussieht, kann nur schwer erfasst werden. So kann es vorkommen, dass Menschen, welche dem Sei stark-Antreiber ausgesetzt sind, zwar nach außen hin wie der ‚Fels in der Brandung‘ wirken, sie im Inneren allerdings höchst emotional auf die Situation reagieren. Dies zu zeigen, kommt für Sei stark-Angetriebene nur selten in Frage.Positive Eigenschaften des Antreibers
Eine positive Eigenschaft, welche durch eine hohe Ausprägung des Sei stark-Antreibers erlebt werden kann, ist beispielsweise eine hohe Durchsetzungsfähigkeit. Die eigene Meinung standhaft vertreten zu können, auch wenn Gegenwind auf die eigene Person hereinprasselt, ist eine wertvolle Eigenschaft. Menschen mit diesem Antreiber wirken außerdem häufig sehr lösungsorientiert und diszipliniert. Die Eigenschaften, sich von emotionalen Situationen und Herangehensweisen distanzieren zu können, kann ebenfalls in einigen Momenten vorteilhaft sein und suggeriert oftmals eine gewisse Professionalität, Konzentration und Handlungsfähigkeit. Auch Rückschläge werden dadurch weniger zum Problem – Ziele werden auch dann häufig noch weiter verfolgst, wenn andere diese aufgrund diverser Rückschläge schon aus den Augen verloren haben. Dein kühler Kopf sorgt dafür, dass du als Sei stark-Angetrieben:e so wahrgenommen wirst, als könnte dich nichts so schnell aus der Bahn werfen.Negative Eigenschaften bzw. Nachteile des Sei stark-Antreibers
Der Sei stark-Antreiber kann nachteilig wirken – zum einen für dich selbst und deine mentale Gesundheit, zum anderen für die Wirkung, die du auf andere ausstrahlst. Die eigenen Gefühle, ob positiv oder negativ, zu unterdrücken, wirkt auf Dauer negativ auf dein persönliches Wohlbefinden. Sich mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen und diese als Signale zu verstehen, hilft dabei, sich selbst weiterzuentwickeln oder beispielsweise Dinge aufzugeben, die negativ auf dich wirken. Außerdem wirkst du durch das Unterdrücken und ‚Nicht zeigen‘ von Emotionen häufig kühl und unnahbar. Was in manchen Situationen von Vorteil ist, kann gerade auf Beziehungsebene zu Problemen führen. Gute Beziehungen beruhen darauf, sich gegenseitig öffnen zu können. Durch das Zeigen von Verwundbarkeit kann in der Regel eine ganz andere Art der Verbundenheit entstehen. Verschlossenheit und Distanz wirken auf dieser Ebene eher nachteilig.Wie der Sei stark-Antreiber Stress verursacht
Dass du Dinge eher mit dir selbst ausmachst und nicht um Hilfe bittest, kann dich außerdem in Stress versetzen. Du wirst teilweise mehr Energie in die Lösung eines Problems stecken müssen als du bräuchtest, wenn du um Hilfe gebeten hättest. Dies löst zum einen zeitlichen und organisatorischen Stress aus, aber noch viel eher, geht dies an die emotionale und mentale Substanz. Immer alles selbst regeln zu müssen, die Konsequenzen allein tragen zu müssen ohne den Rat anderer, kann auf Dauer zu Erschöpfung führen. Die Einstellung niemanden zu brauchen, macht zwangsläufig einsam – du machst es dir demnach oftmals schwerer als es eigentlich nötig wäre. Herausforderungen selbst meistern zu wollen bzw. zu müssen geht auch mit einer gewissen Erwartungshaltung einher. Diese Einstellung kann dich enorm unter Druck setzen. Bedürfnisse, wie die der Regeneration oder Bindung werden diesem Druck häufig hintenangestellt, was einem harten Einschneiden in unser persönliches Wohlbefinden gleichkommt.Wie kann ich mit dem inneren Antreiber umgehen?
Ziel ist es auch bei diesem Antreiber nicht, diesen komplett auszuschalten. Er gehört, auch wenn er stark ausgeprägt ist, zu deiner Persönlichkeit und hat, wie wir oben schon thematisiert haben, auch positive Eigenschaften. Wichtig ist es aber trotzdem, diesen zu erkennen und vor allem wahrzunehmen, wann uns typische Gedanken dieses Antreibers beeinflussen. Antreiber können immer in einem gesunden und ungesunden Maß auf dich einwirken. Ziel ist es, das gesunde Maß zu lernen und so die positiven Effekte des Antreibers zu nutzen. Es gilt zu lernen, den Antreiber zu beeinflussen, diesem also nicht blind ‚zu vertrauen‘. All dies ist natürlich reine Übungssache. Hinterfrage die Gedanken, wenn sie aufkommen und kläre für dich, ob du dir beispielsweise wirklich die Aufgabe oder die Belastung allein antun möchtest oder ob du dir lieber Hilfe dazu holst. Gerade bei kleineren Aufgaben, welche keine größeren Konsequenzen nach sich ziehen würden, kannst du dies üben. Klappt die Zusammenarbeit hier, kannst du Vertrauen für größere Herausforderungen entwickeln und merkst vielleicht, dass du durch Hilfe sogar besser vorankommst. Auch leichte negative Gefühle oder Gedanken auszusprechen, hilft dabei zu lernen, dies auch bei größeren Angelegenheiten zu tun.Mit Erlaubern dem Antreiber entgegenwirken
‚Erlauber‘ sind genauso wie Antreiber Glaubenssätze, die wir uns einverleiben können, um die Gedanken des Antreibers zu balancieren. Mit etwas Übung kannst du es schaffen negative Gedanken, die der Antreiber auslöst, mit erlaubenden Gedanken zu neutralisieren. Typische ‚Erlauber‘-Glaubenssätze, um den Antreiber Seit stark lösen zu können, sind beispielsweise:- „Ich darf Schwäche zeigen.“
- „Um Hilfe zu bitten ist menschlich und kann von Vorteil sein.“
- „Ich darf Gefühle haben, zulassen und zeigen.“
- „Ich darf anderen Vertrauen.“